Urlaub - Triathlon

Clausmark Intern – Maxims Hawaii-Tagebuch

Nachwort

Und dann war es vorbei – Kona 2019. Für mich persönlich lief das alles wie ein Film ab, der mit dem Abflug begann und 14 Tage später mit der Ankunft zu Hause endete. D. h. der Realisierungsprozess ist für mich noch nicht abgeschlossen – es fühlt sich alles noch sehr unwirklich an.

Auf der einen Seite ist es schade, dass es vorbei ist – wenn man lange auf einen Termin hinarbeitet und dann alles vorbei ist, fällt man oft in ein Loch. Auf der anderen Seite bin ich auch froh, da ich noch nie so lange am Stück intensiv trainiert habe – letzten Endes begann die intensive Vorbereitung für die Qualifikation in Frankfurt am 30.06.2019 Anfang März, d. h. ich habe bis Kona sieben Monate auf hohem Niveau zwischen 8 und 16 Stunden pro Woche trainiert. Dabei habe ich in 198 Stunden 5590 km mit dem Fahrrad zurückgelegt, bin in 84 Stunden 1071 km gelaufen und in 28 Stunden 101,5 km geschwommen. Ich bin sehr dankbar, dass es mir vergönnt war, mit diesem vergleichsweise sehr geringen Trainingsaufwand die Qualifikation für Hawaii zu schaffen und erfolgreich daran teilzunehmen. Dies ist zum einen meiner besonders zeiteffizienten Trainingsmethodik, zum anderen aber auch einer gewissen genetischen Disposition zu verdanken: Das normale Trainingspensum eines durchschnittlichen Hawaii-Teilnehmers ist eher doppelt so hoch.

Trotz alledem ist so ein Vorhaben nur möglich, wenn das Umfeld stimmt. Daher gilt mein besonderer Dank meiner Frau Jennifer, ohne deren Zustimmung und Einsatz das ganze sicher nicht möglich gewesen wäre, sowie meinen Kindern, die oft auf ihren Papa verzichten mussten. Darüber hinaus danke ich Sönke stellvertretend für Clausmark für die Unterstützung. Schließlich danke ich allen Kollegen und Freunden und allen anderen, die mitgefiebert haben.

Der Ironman ist also lediglich eine gut vermarktete spezielle Wettkampfdistanz im Triathlon – nämlich die Langdistanz. Daneben gibt es noch die Sprint- oder Jedermanndistanz (500-20-5), Kurz- oder Olympische Distanz (1500-40-10) und Mittel- oder Halbdistanz (1900-90-21). Niemand (außer vielleicht einiger fragwürdiger Vollpfosten, die einen Ironman im Lebenslauf haben wollen) beginnt mit der Langdistanz, sondern man nähert sich allmählich über die Unterdistanzen an. In diesem Sinne und da es mir ein Anliegen ist, den Triathlonsport in Deutschland weiter zu bringen, möchte ich jedes ermutigende Mal reinzuschnuppern. Für eine regionale Jedermanndistanz benötigt man kein spezielles Equipment, da tut es am Anfang auch ein Hollandfahrrad und eine Badehose. Wer hier Interesse hat, kann sich gerne an mich wenden.

Tag 11 - Der Tag danach

Am nächsten Tag hatte ich mich für einen Boots-Ausflug mit Schnorchelrunde bei meinem Reiseveranstalter zum Chill-out und Wunden lecken angemeldet.

Wir hatten Glück, neben fliegenden Fischen gab es aus nächster Nähe ein paar Delfine zu bestaunen, die neugierig neben uns herschwammen.

Auf dem Weg in die Schnorchelgründe erlaubte der Blick auf die Schwimmstrecke des Vortages vom Meer aus das Erlebte zu reflektieren – das war doch viel weiter als gedacht. Endlich konnte ich jetzt auch das heisige Bier probieren, sehr lecker. Auch wer es immer noch nicht glaubt, dass es auf Hawai’i Bier gibt, hier der Beweis:
Gegen 14:00 Uhr waren wir zurück und am Abend folgte die Siegerehrung. Mit Jan Frodeno und Anne Haug stellen wir dieses Jahr nicht nur den Sieger bei den Männern, sondern zum ersten Mal auch die Siegerin bei den Frauen. Da haben die Amis doch gehofft, die seit 2014 währende deutsche Dominanz bei den Männern zu brechen, doch leider ist das Gegenteil davon passiert – Strike!
Und so ging der Sonntag sehr schnell vorüber, kaum zu glauben aber am Montagabend stand schon die Abreise an – Wahnsinn wie schnell die Zeit vergangen war. Nachdem alles gepackt war, ging ich am Nachmittag noch mal ein letztes Mal schwimmen, das war dort einfach nur schön. Danach fing es an zu regnen, ein schönes Abschiedsbild.
Um 18:00 Uhr ging es dann zum Flughafen (im Gegensatz zum Samstag diesmal nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus) und Mittwochmittag gegen 13:00 Uhr war ich wieder zu Hause.

Tag 10 - Teil 2: Die Zeit nach dem Rennen

Nachdem ich mich im Zielbereich von den unmittelbaren Anstrengungen des Rennens erholt hatte, gab es dort noch eine leider nur kalte Dusche und eine Massage.

Danach konnte ich mich wieder einigermaßen bewegen und beschloss zusammenzupacken, um noch anderen Teilnehmern beim Zieleinlauf zuzujubeln. Inzwischen war es nach 19:00 Uhr, die Sonne war schon eine Weile untergegangen und so humpelte ich in die Wechselzone, um meine Beutel und mein Rad zu holen und in die Wohnung zu bringen. Danach fuhr ich wieder zurück, um noch die Stimmung im Zielbereich zu erleben (siehe Video). Aber erst gegen 21:00 Uhr war ich zurück, da nach so einem Rennen alles etwas länger dauert – man ist ja nicht mehr der Jüngste oder fühlt sich zumindest nicht so.

Ziel vieler Athleten auf Hawaii ist das “Day Light Finish”, d. h. Ankunft vor Sonnenuntergang. Das entspricht in etwa 10,5 – 11 h Renndauer, je nach Startzeit. Das Ziel wird aber erst um 00:30 Uhr geschlossen, d. h. Wer danach kommt, wird nicht mehr gewertet. Zu diesem Zeitpunkt sind die letzten Starter allerdings schon 16,5 h unterwegs. In Kona hat es Tradition, dass die Sieger (dieses Jahr ein deutscher Doppelsieg mit Jan Frodeno und Anne Haug) die spät ins Ziel kommenden Teilnehmer begrüßen. Und so geht die Stimmung ab 21:00 Uhr ihrem Höhepunkt entgegen:

Der älteste und einzige Starter in der Altersgruppe M85, ein 87-jähriger Japaner, wollte seinen Erfolg vom letzten Jahr wiederholen (da kam er um 00:29 Uhr ins Ziel), diesmal sollte dies leider nicht klappen. Da er seit Jahren nach Kona kommt, könnte dies ein Ansporn sein, nächstes Jahr wiederzukommen – vielleicht war heute einfach nicht sein Tag. Der älteste Finisher war dieses Jahr 76. Ich persönlich kann mir noch nicht vorstellen, 16 h am Stück Sport zu machen – aber wer es braucht ;).

Irgendwann war die Müdigkeit dann doch größer als die Euphorie, und es ging ins Bett.

Tag 10 - Teil 1: Es ist Renntag - es geht los!

Es ist Renntag! Der große Tag, auf den ich 10 Monate lang hingearbeitet habe (seit November 2018), ist gekommen. Um 3:45 Uhr geht es aus dem Bett. Zum Frühstück gibt es frische Pfannkuchen – das hat Tradition. Nach dem Frühstück, gegen 4:15 Uhr, werden die verbliebenen Dinge für das Rennen vorbereitet: Getränke mixen, Verpflegung für das Rad einpacken, etc. Schon ist es 4:45 Uhr und es geht los. Bis man mit dem Shuttledienst im Startbereich ist dauert es eine Weile – wir sind nicht die Einzigen.

Die Ruhe vor dem Sturm:

Im Startbereich geht es durch die Sicherheitskontrolle zum traditionellen Body-Marking. Dabei wird einem von sehr netten Leuten seine Startnummer auf den Arm geklebt:
Danach ist noch etwa eine Stunde Zeit, um die Radflaschen und die Verpflegung am Rad zu verstauen. Nach 20 min bin ich fertig und genieße die Atmosphäre, während ich auf meinen Start um 7:05 Uhr wartete.
Man muss 20 Minuten vor dem Start in seinem Startblock sein, hier habe ich noch genug Zeit, Schwimmanzug, Brille, etc. anzuziehen. Die Spannung ist enorm groß. Die Profis sind gerade gestartet. Schließlich wird meine Startgruppe aufgerufen und wir müssen ins Wasser und die ca. 100 m zur gedachten Startlinie zwischen den zwei schwarzen Pyramiden vorschwimmen. Geschwommen wird im Uhrzeigersinn, man kann auf dem Bild gut die Bojen sehen. Ganz hinten sie man ganz klein zwei Boote, sie markieren den Wendepunkt.

Das Rennen

Dann ertönt auch schon die Hupe und es geht los.

Schwimmen

Da Schwimmen meine schwächste Disziplin ist, versuche ich möglichst locker durchzuschwimmen und nicht außer Atem zu kommen. Es hat die ganze Nacht geregnet und etwas gestürmt, daher ist das Wasser trübe – keine Fische heute. Außerdem hat es recht hohe Wellen, aber diese stören nicht besonders, da sie im tiefen Wasser nicht brechen.

Zu Beginn sucht man sich möglichst jemanden, der etwas schneller ist als man selbst und sich in den Wasserschatten hängt. Dafür braucht man etwas Glück und ich finde direkt jemanden, mit dem ich das erste Drittel rumbekomme. Bis zu den Booten am Wendepunkt zieht es sich. Als ich endlich da bin, schaue ich kurz auf die Uhr, 36 Minuten – 3-4 min schneller als erwartet. Jetzt kommt “nur noch” der Rückweg. Nach weiteren 39 Minuten bin ich wieder in der Wechselzone, der Rückweg war doch etwas anstrengender. Nach 1:15 h im Wasser muss ich aufpassen, dass die Waden nicht loskrampfen als ich die Füße aufsetze. 1:15 h – für mich eine gute Zeit, so kann es weitergehen.

Für den ersten Wechsel lasse ich mir Zeit: Sorgfältig mit Süßwasser abduschen, Schwimmanzug aus, Radschuhe an, Helm auf und weiter geht’s zum Rad und schon bin ich unterwegs.

Radfahren

Zum Warmwerden geht es erstmal ein Stück hoch. Dann nach rechts auf eine 12 km lange Wendepunktstrecke. Entgegen aller Annahmen geht es permanent bergauf bis zum Wendepunkt. Leichter Wind von vorne. Im ersten Teil des Rennens bin ich gewohnt, viele bessere Schwimmer zu überholen – so auch hier. Schließlich geht es auf den Queen-K Highway und mit viel Rückenwind in Richtung Hawi, dem Wendepunkt bei Kilometer 95.

Der größte Teil des Hinwegs war relativ einfach zu fahren, häufiger Rückenwind ließ ein hohes Tempo zu und man kam zügig voran durch die Lavawüste. Ab und zu kam der Wind auch von der Seite und manchmal auch von vorn. Dabei wurde schnell klar, dass es heute doch nicht so windstill war wie vorhergesagt. Zwischen Waikoloa bei km 48 und Waikui bei km 60 blies der Wind jetzt sehr heftig von rechts. Hier wird die Luft zwischen den beiden Vulkanen vom Passatwind hindurchgedrückt und dadurch stark beschleunigt. Mit genug Schräglage aber erstmal kein Problem. Jetzt geht es in den 30 km langen, aber sanften Anstieg nach Hawi. Hier wechselt man die Richtung von Nordost nach Nordwest, so dass der starke Wind jetzt von hinten kommt – da geht doch recht easy den Berg hoch. Nach einer Weile kommen mir die ersten Profis entgegen. Diese sind eine halbe Stunde früher gestartet und schon auf dem Rückweg. Sieht nicht sehr schnell aus – die fahren wohl gegen den Wind – haha. Aber noch nicht lange den Weg entlang, ca. 12 km vor Hawi, dreht der Wind. Jetzt kommt er kräftig von vorne, ab und zu auch mal eine heftige Böe von der Seite, und es geht immer noch bergauf. Diese nun kommenden 12 km waren für mich die zähesten auf der Radstrecke. Nach einer halben Ewigkeit bin ich endlich am Wendepunkt in Hawi – der Wind kommt jetzt wieder von hinten und die Abfahrt beginnt.

Die Freude über den Rückenwind lässt mich rasant abfahren, mit Spitzen von über 70 km/h geht es wieder abwärts. Plötzlich ein Schlag von rechts, eine Windböe haut voll rein, so dass ich einen starken Schlenker machen muss. Kurz darauf wieder, diesmal nur von links. Bei 70 km/h haut das noch viel mehr rein als bei 25 km/h. Das sind die gefürchteten Scherwinde bei Hawi, die der Grund dafür sind, warum auf dieser Strecke Scheibenräder verboten sind. Wie ich später erfahren habe, hat es hier wohl einige leichtere weibliche Teilnehmerinnen einfach “umgehauen”. Insgesamt aber typisches Hawaii-Wetter, irgendwoher muss der Mythos ja kommen. Nach einigen unfreiwilligen Schlenkern bin ich wieder unten in Waikui und es geht ein kurzes Stück relativ steil bergauf. Der Wind bläst mit ca. 60 km/h von vorne. Dieses Stück ist zwar kurz, aber dafür heftig und einige wichtige Körner gehen hier verloren. Schließlich geht es die letzten 60 km zurück. Der Wind bläst wie auf der Hinfahrt, so dass man das verliert, was man auf der Hinfahrt gewonnen hat und umgekehrt. Die letzten 20 km sind sehr zäh und wollen nicht rumgehen. Mittlerweile hat der Körper keine Lust mehr zum Radfahren und es wird merklich heiß. Ich nehme etwas raus, um mich für den abschließenden Lauf zu erholen und esse meine verbliebenen Gels.

Insgesamt habe ich während des Radfahrens ca. 2000 kcal zugeführt. Hoffentlich reicht das, um den Lauf hinter mich zu bringen. Beim Laufen braucht der Körper mehr Energie, so dass weniger für die Verdauung übrig ist. Die Schwierigkeit ist, das Tempo so zu wählen, dass man beim Laufen noch genug Energie über die Verdauung zuführen kann. Läuft man zu schnell, bricht die Energieversorgung zusammen und man muss deutlich langsamer laufen – das ist nicht sehr gemütlich. Das bezeichnet man gemeinhin als “platzen”.

Laufen

Der zweite Wechsel geht problemlos vonstatten. In der Wechselzone wird einem das Rad abgenommen, man bekommt seinen Beutel – Helm aus, Laufschuhe an, Mütze und Sonnenbrille auf und weiter geht’s. Halt – diesmal bitte nicht die Sonnencreme vergessen.

Das erste Viertel der Laufstrecke ist heiß und schwül. Zwar ist es bewölkt, aber es hat kürzlich wohl geregnet. Zum Glück gibt es alle 1,6 km eine Verpflegungsstation. Ich stopfe mir alle Taschen voll mit Eiswürfeln und noch ein paar vorne rein. So kann man die Hitze ertragen. Angepeilt war ein Schnitt von 4:30-4:40 pro km, das klappt so ganz gut. Nach ca. zwei Kilometern sind alle Eiswürfel geschmolzen, sodass ich damit beschäftigt bin, nachzufüllen und mich komplett nass zu halten. Dazu gibt es an jeder Station Cola und Sportgetränke. Und Schwämme, die man sich ins Trikot stopfen kann und die später an den Verpflegungsstationen rumliegen (wer außerhalb der Station was wegwirft wird wegen “littering” mit einer Zeitstrafe versehen oder disqualifiziert).

Nach der Schleife durch Kailua geht es hoch auf den Queen K Highway. Zwar ist es mit ca. 31-33° noch recht warm, da es aber jetzt stark bewölkt ist deutlich angenehmer als vorher und nicht mehr so schwül. Hier geht es jetzt ewig geradeaus am Flughafen vorbei und dann schließlich runter ins Energy Lab.

Hier wird aus 6000 m Tiefe Meerwasser nach oben gepumpt. Das ist 6° kalt und so kann man mit dem Oberflächenwasser jede beliebige Temperatur Wasser bereitstellen und so Hummer und Abalone züchten, die im 28° warmen Pazifik hier nicht überleben könnten.

Hier oben ist es auch zu warm für Hummer aber immer noch bewölkt, so dass heute nicht wie sooft 40° oder mehr zu ertragen sind. Mit relativ konstantem Tempo geht es zum Wendepunkt und wieder zurück zum Queen K Highway bei km 31,5. Drei Viertel sind geschafft und es läuft gut. Lediglich ein zunehmender Druck auf den linken großen Zeh und gelegentliche Krampfansätze im rechten Fußheber geben mir zu denken. Auch etwas herausnehmen und nichts riskieren. Mittlerweile ist der Schnitt auf 4:50 gesunken aber alles noch im Plan. Beim Triathlon beginnt der Lauf bei der Halbmarathonmarke: hier weiß man meistens ob man überzockt hat oder nicht.

Nur noch 10 km, die sind normal ein Kinderspiel. Jetzt zähle ich rückwärts und es geht konstant weiter. Nur noch 5 km. Ich habe keine Lust mehr auf Cola oder Isogetränk und überlege, die nächste Verpflegung auszulassen. Da sich das Böse rächen kann, zwinge ich mich dazu die obligatorischen drei Becher zu trinken. Endlich ist der Queen-K Highway zu Ende bzw.. es geht rechts ab den Berg hinunter. Nur noch 2 km – man kann den Zielbereich schon hören, muss aber noch eine Schleife laufen. Diese letzten 2 Kilometer laufe ich entfesselt bis ins Ziel, ca. 1 min/km schneller als bis eben und kann noch einige Plätze gut machen. Nach 9:48 h bin ich im Ziel und habe die angepeilte Traumzeit von 9:59 h sogar noch um 10 Minuten unterboten, was sicher auch den Wolken zu verdanken ist.

Im Ziel

Maximilian, du bist ein Ironman! Zwar hört man diese Worte mittlerweile bei jedem Ironman-Wettkampf im Ziel, aber hier in Kona, in der Wiege des Langdistanztriathlons, hat das nochmal einen ganz anderen Stellenwert.

Die Emotionen, die nach so einem Zieleinlauf auf einen hereinbrechen, können überwältigend sein. Man hat schließlich mehrere Monate darauf hingearbeitet und weiß erst bis kurz vor dem Ziel ob es klappt oder nicht.

Eine nette junge Frau nimmt mich an die Hand und führt mich in den Regenerationsbereich. Dabei fragt sie mich nach meinem Namen, wo ich herkomme und wie es mir geht. Da ich alles beantworten kann, verschwindet sie wieder, um den nächsten Athleten in Empfang zu nehmen und ich kann meinen After-Race-Beutel mit meinen Wechselklamotten in Empfang nehmen.

Die nächsten zwei Stunden erholt man sich von den Strapazen, indem man vor allem salzige Nahrung aufnimmt und seinen Flüssigkeitsstand wieder auffüllt. Ein Blick in meine Schuhe zeigt, dass der linke Zeh angeschwollen und blau ist. Keine Ahnung wie lange das noch gut gegangen wäre. Jetzt, wo die Wirkung der körpereigenen Stresshormone nachlässt, fängt er auch an zu wehzutun – autsch. Leider schlafen in Deutschland gerade alle, sonst könnte man dabei noch ein paar Nachrichten verschicken, dass man gut angekommen ist. Es ist jetzt 17:05…

Tag 9 - Der Tag vor dem Rennen

Der Tag vor dem Rennen vergeht normalerweise wie im Flug. Gegen Mittag musste ich mein Rad in der Wechselzone einchecken. Davor muss die gesamte Ausrüstung vorbereitet und in entsprechende Säcke verpackt werden. Das dauert seine Zeit. Da das Rennen am nächsten Morgen um 6:25 Uhr beginnt, wäre dafür am nächsten Tag keine Zeit. Man muss auch so schon gegen 3:45 Uhr aufstehen…

Normalerweise hat man am Morgen dann noch Zeit den Rad- und Laufbeutel zu packen, hier in Hawaii ist das anders – da muss man beide Beutel mit einchecken und hat am nächsten Tag keinen Zugriff mehr darauf. Nur nichts vergessen lautet die Devise.

Die Angst vor Terroranschlägen ist auch bei Ironman angekommen: Es sind nur ausgegebene Beutel erlaubt – keine eigenen Taschen. Die Beutel sind durchsichtig:

Nach der Radabgabe hat man noch etwas Zeit, sich in der Wechselzone zurecht zu finden. Man prägt sich die Ein- und Ausgänge gut ein, damit man während des Rennens sein Rad und seine Beutel leicht findet. Die Zeit läuft und die Wechselzone ist groß! (Aber jeder muss denselben Weg zurücklegen, egal wo das Fahrrad steht).
Da es am nächsten Morgen um 3:45 Uhr aus dem Bett geht, gehe ich heute früh in selbsiges – Wecker stellen ist eigentlich überflüssig, bisher war ich vor Rennen immer schon gegen 3:00 Uhr wach.

Tag 8 - Erholung

Nachdem der Mittwoch mit viel Erholung und einer letzten intensiven Schwimmeinheit schnell vorüber gegangen war, begann mit dem Donnerstag der vorletzte Tag vor dem Rennen. An diesem trainiert der weise Triathlet gar nicht, sondern widmet sich gänzlich der Erholung, bevor am Freitag dann noch insgesamt eine Stunde in allen drei Disziplinen intensiv trainiert wird. Wegen der anhaltenden schwülen Hitze war ich hier vollkommen damit beschäftigt mich ausreichend hydriert zu halten, ohne einen Mineralverlust zu erleiden. Neben einer Massage brachte auch etwas Zeit im Pool des Hotels Entspannung. Die Zeit vergeht jetzt rasend, das Rennen rückt schnell näher. Am Abend fand schließlich das Welcome Dinner statt, mit der die Feierlichkeiten um die Weltmeisterschaft offiziell eröffnet und alle Athleten begrüßt wurden. Neben einer Show, die einem die Hawaiische Kultur näherbrachte, gab es dabei reichlich Speise und Trank, um die Speicher für das Bevorstehende aufzuladen.
Ein besonderes Highlight hätte ich fast vergessen: Entgegen bekannten deutschen Liedgutes gibt es auf Hawaii sehr wohl Bier – es wird nicht nur dort vor Ort gebraut, sondern schmeckt sogar sehr gut. Leider verbietet sich in den letzten Wochen vor einem Rennen jeglicher Genuss von Alkohol, da dieser dramatische Auswirkungen auf die Ausdauerfähigkeit hat und was es hier tatsächlich nicht gibt, ist alkoholfreies Bier. Man müsste das Lied auch umdichten. Jedenfalls hatte mein Reiseveranstalter Hannes Hawaii Tours eine gute Connection zu einem bekannten deutschen Bierbrauer, und was soll ich sagen: Die im Zoll verspätete Lieferung ist eingetroffen – endlich Abwechslung zum süßen Softdrink oder Sportgetränk.

Tag 7 - Ausrüstung vorbereiten

Heute gab es keine besonderen Programmpunkte außer der Wettkampfbesprechung auf Deutsch. Hier erfährt man ein paar wichtige Details zum Ablauf des Rennens und was man wo hin kleben soll. Meine Startunterlagen scheinen vollständig zu sein. Interessant was da so alles dabei war:

So war außerdem neben einer letzten, längeren Schwimmeinheit über 2500 m mit Stopp am Espressoboot genug Zeit, das übrige Rennequipment zu sichten, zu testen und vorzubereiten. Das beinhaltet das schon fast rituelle aber auf jeden Fall höchst meditative Putzen des Fahrrads. Aber auch beim Schwimmen musste getestet werden, ob der Rennanzug auch gut unter dem Schwimmanzug sitzt. Über den Tag können kleine Falten oder ungünstige Nähte eine sehr große Wirkung entfalten…

Das Logo sieht auf jeden Fall schon mal gut aus.

Tag 6 - Endlich Rennwoche

Es ist Rennwoche. Obwohl schon Dienstag ist, merkt man das heute erst so richtig an allen Ecken und Enden – fast alle Teilnehmer sind jetzt angereist. Ab Montag vor dem Rennen steigt bei den meisten Leuten die Anspannung – dabei gilt es ab jetzt (und schon die letzten zwei Wochen) vor allem auf den Körper zu hören und übermäßige Trainingsmotivation zu unterdrücken. Denn mit schwindender Müdigkeit – während der Körper sich von den Trainingstrapazen der letzten Monate erholt – erfasst den gemeinen Triathleten bei den verbleibenden kurzen Trainingseinheiten ein ungeheures Verlangen nach höher, schneller, weiter. Wer sich dem hingibt, wird allerdings am Renntag nicht sein bestes Ergebnis abliefern können. Da freut man sich über jeden Konkurrenten, der da mit Affenzahn an einem vorbei flitzt :-D.

Und ja – das Kona Coffee Boat ist endlich da! Da macht die Schwimmeinheit nochmal extra Spaß. Auf dem Weg dahin sind ca. 500 m zurücklegen. Diesmal gab es einen riesigen Fischschwarm zu beobachten. Insgesamt waren es dann ca. 1800 m mit zwei Kaffeepausen. Die Stimmung am Boot war gigantisch.

Heute öffnete auch die Registrierung, so dass man die Startunterlagen abholen konnte – langsam aber sicher realisiere ich was da am Samstag abgeht. Meine Startnummer ist die #1194.
Am Abend folgte schließlich die “Parade of Nations” – eien Parade, bei der alle teilnehmenden Nationen in Grüppchen durch Kona spazieren. Die deutsche Delegation ist mit 281 Teilnehmern die zweitgrößte Gruppe nach der USA. Angeführt wurden wir von einem Stimmungsmacher, der das Ziel ausrief, die lauteste und lustigste Gruppe zu sein. Mit Liegestützen, Humba Täterä und Ole-Ole ging es dann durch Downtown. Das haben wir sicher geschafft. Im Ziel warteten die Triathlon-Legenden Dave Scott und Mark Allen und es gab eine kleine Party bis in den Abend.

Tag 5 - Erster Kontakt mit der Rennstrecke

Am Montag ging endlich die Rennwoche los. Um das zu feiern wurde dann gleich die halbe Wettkampfstrecke von Hawi zurück nach Kailua abgefahren. Leider war wenig Wind, sodass ich das Fahren bei Wind leider nicht üben konnte. Dafür war Zeit, einige Fotos zu machen:

Tag 4 - Sightseeing

Am Sonntag habe ich ganz touristisch eine Busrundfahrt um die Insel gemacht um alle Klimazonen kennenzulernen. Das ist nämlich ein besonderes Merkmal von Big Island, man kann hier acht verschiedene Klimazonen antreffen, am beindruckendsten sind Lava-Wüste und Regenwald. Der Berg auf dem Foto ist der über 4000 m hohe Mauna Loa.

Tag 3 - Spendenlauf auf Hawaii

Am Samstag fand ein 10 km Spendenlauf statt, der sehr an unsere Volksläufe in Deutschland erinnert hat, nur dass es im Ziel Muffins gab. Danach ging es noch eine Runde schwimmen.

Das Espressoboot ist leider noch nicht da. Dafür gab es eine sehr interessierte Schildkröte. Die Fauna unter Wasser ist beeindruckend.

Tag 2 - Fahrrad & Strand

Am Freitag war “Bike&Beach” angesagt, d. h. 48 km auf der Wettkampfstrecke zu einem Strand, und nach zwei Stunden Aufenthalt wieder zurück. Dabei konnte ich hier schon erste Erfahrungen mit dem krassen Wind sammeln. Selbiger kommt kräftig von hinten, um dann 5 km weiter von vorne und wieder 5 km weiter von der Seite zu kommen. Man ist aber die ganze Zeit geradeaus gefahren.

Tag 1 - Ankunft auf Hawaii

Nachdem ich Donnerstagmorgen um 8:00 zu Hause losgefahren war, bin ich am selben Tag um 20:30 Uhr in Kailua-Kona auf Hawaii gelandet. Bei einer Zeitverschiebung von 12 Stunden sind das dann ziemlich genau 24 Stunden Reisezeit. Da bleibt man am besten wach und geht dann normal ins Bett.

Bis Montag geht es hauptsächlich darum anzukommen, d. h. den Jetlag loswerden und die Insel etwas kennenlernen. Der Tagesrhythmus ist hier etwas anders: Die Sonne geht gegen 5:30 Uhr auf und gegen 18:15 Uhr unter. Die Dämmerung ist sehr kurz. Die Sonne geht in ca. 15 Minuten unter, danach ist es stockdunkel, da es wenig Straßenbeleuchtung gibt. Entsprechend früh steht man auf und geht früher ins Bett als zu Hause. Aber egal zu welcher Zeit man aus dem Fenster guckt, immer läuft jemand in einem irrwitzigen Tempo draußen vorbei.